Zeckenschutz beim Hund – wirkt Kokosöl gegen Zecken?
Wirkt Kokosöl gegen Parasiten und Co.?
Inzwischen sind Zecken in unseren Breitengraden über das gesamte Jahr aktiv. Da sie viele, teils lebensbedrohliche Krankheiten übertragen, ist ein wirksamer Zeckenschutz für Hund und Katze wichtig. Bei der Bekämpfung dieser äußerlichen Parasiten (Ektoparasiten) greifen manche Tierliebhaber und Tierliebhaberinnen zu natürlich wirksamen Parasitenmitteln wie Kokosöl. Doch wie zuverlässig wirkt das Hausmittel gegen Zecken bei Hunden und Katzen tatsächlich?
Kokosöl gegen Zecken bei Katzen und Hunden
Um ihre Vierbeiner vor äußerlichen Parasiten (Ektoparasiten) zu schützen, möchten viele TierbesitzerInnen auf sanft wirkende Hausmittel gegen Zecken bei Hunden „ohne Chemie“ zurückgreifen. Die Sorge vor Nebenwirkungen von Tierarzneimitteln, Pestiziden und Pharmazeutika aus der tierärztlichen Praxis sind häufige Gründe, auf ein natürliches Zeckenmittel für den Hund umzusteigen. Doch welchen Geruch meiden Zecken am ehesten?
Im Internet werden verschiedene ätherische Öle gegen Zecken bei Hunden empfohlen – immer wieder ist zu lesen „Schwarzkümmelöl gegen Zecken“, „Teebaumöl gegen Zecken“ oder „Lavendelöl gegen Zecken“. Jedoch ist hierbei Vorsicht geboten, denn nicht alle natürlichen Mittel gegen Zecken sind unbedenklich für den Vierbeiner. Im Gegensatz zu einigen anderen Ölen ist Kokosöl für Hunde nicht giftig. Immer wieder ist zu lesen, dass TierbesitzerInnen mit Kokosöl gegen Zecken gute Erfahrungen gemacht haben. Ob und wie Kokosöl gegen Flöhe, Zecken, Mücken und andere äußerliche Parasiten zuverlässig wirkt, haben wir im Folgenden für Sie zusammengefasst.
Wie wende ich Kokosöl gegen Zecken beim Hund an?
Kokosöl ist als Hausmittel gegen Zecken und andere Parasiten bei manchen TierbesitzerInnen beliebt. Am häufigsten beschrieben ist eine äußerliche Anwendung, bei der man das Fell von Hund oder Katze mit Kokosöl einreibt. Dabei sollte das Öl flächendeckend und auf alle Hautpartien aufgetragen werden, insbesondere dort, wo die Haut dünn ist (beispielsweise in den Achselhöhlen).
Wie wirkt Kokosöl gegen Zecken?
Das pflanzliche Öl enthält neben vielen weiteren Inhaltsstoffen die Fettsäure Laurinsäure. Diese kann, neben den anderen Bestandteilen von Kokosöl, laut Studien eine abschreckende (repellierende) Wirkung auf manche Zeckenarten haben.
Beschrieben ist beispielsweise eine Wirkung bestimmter Bestandteile von Kokosöl gegen die in Deutschland verbreitetste Zeckenart, den gemeinen Holzbock (Ixodes ricinus). In einer jüngeren amerikanischen Studie ließ sich außerdem eine Wirkung von Kokosöl-Fettsäuren gegen die braune Hundezecke (Rhipicephalus sanguineus) nachweisen, eine Zeckenart, die in den vergangenen Jahren vereinzelt auch in Deutschland gefunden wurde.
Kokosöl besteht aus einer Vielzahl unterschiedlicher Inhaltsstoffe, von denen diejenigen, die gegen Zecken wirksam sind, nur einen kleinen Teil ausmachen. Allerdings wurden die Wirkung und Verträglichkeit dieser Inhaltsstoffe bisher an Hunden und Katzen nicht wissenschaftlich untersucht.
Kokosöl gegen Zecken beim Hund – wie ist die Dosierung?
Eine einheitliche Dosierung für Kokosöl beim Hund, das heißt zum Beispiel eine bestimmte Menge Öl pro Quadratzentimeter Haut oder pro Körpergewicht des Tiers, lässt sich nicht angeben. Das liegt unter anderem daran, dass sich abhängig von den verwendeten Kokosnüssen und deren Verarbeitung die Zusammensetzung unterscheidet. Deshalb ist nicht immer die gleiche Menge der Laurinsäure oder anderer Fettsäuren, die Zecken meiden, in der gleichen Qualität darin enthalten. Die Anwendung von Kokosöl als Zeckenschutz bei Hund und Katze lässt sich demnach im Alltag nicht zuverlässig umsetzen.
Wie lange hält Kokosöl Zecken fern?
Die angegebenen Zeiten zur Wirksamkeit von Kokosöl gegen Zecken reichen von einigen Stunden bis zu einer Woche. Die Wirksamkeit der einzelnen in Studien untersuchten Substanzen ist außerdem unterschiedlich und scheint sowohl von den untersuchten Substanzen und eventuell von der Zeckenart abhängig zu sein. Eine sicher abstoßende Wirkung auf Zecken durch die Anwendung von Kokosöl bei Katzen und Hunden ist bislang nicht erwiesen.
Anwendung von Kokosöl gegen Zecken und Flöhe nicht praktikabel
Die Anwendung von Kokosöl gegen Zecken und andere äußerliche Parasiten gilt unter Fachleuten als nicht praktikabel. Das hat verschiedene Gründe:
Stress durch häufiges Auftragen
Bei einer Wirksamkeit von wenigen Stunden muss Kokosöl gegen Zecken bei Katzen oder Hunden mehrmals täglich aufgetragen werden. Das stellt unter Umständen eine beachtliche Stresssituation für die Tiere dar. Das häufige Festhalten und Einfangen ist besonders bei Freigängerkatzen kaum umsetzbar, weshalb Kokosöl gegen Zecken bei solchen Katzen ungeeignet ist. Aus dem gleichen Grund sollte Kokosöl gegen Flöhe bei Katzen keine Anwendung finden, zumal die Wirksamkeit von Kokosöl gegen Flöhe ebenfalls nicht belegt ist.
Anwendung schwierig
Um wirken zu können, sollte das Kokosöl direkt auf die Haut (besonders auf dünne Hautstellen wie die Achseln und die Leiste) aufgetragen werden. Eine gleichmäßige und deckende Verteilung des zunächst festen Kokosöls über die Haut der gesamten Körperoberfläche ist jedoch vor allem bei großen und langhaarigen Tieren eine Herausforderung.
Um solche Probleme zu reduzieren, wurde in Studien zur Wirksamkeit von Bestandteilen von Kokosöl gegen Zecken bei Menschen die Haut zum Beispiel zuvor mit einem Alkohol gereinigt und rasiert, bevor die Testsubstanzen aufgetragen wurden. Ein solches Vorgehen kommt jedoch bei Haustieren nicht infrage.
Auswirkungen auf die Verdauung und Kommunikation der Tiere
Während des natürlichen Putzverhaltens nehmen die Haustiere das Kokosöl beim Belecken des Fells auf. In größeren Mengen kann Kokosöl beim Hund die Verdauung beeinflussen. Die für Zecken abschreckende Wirkung des Kokosöls basiert unter anderem darauf, den Körpergeruch des Wirtstiers zu verändern oder zu überdecken. Der überdeckte Eigengeruch kann jedoch zu Irritationen des Tiers und einem gesteigerten Putzverhalten führen. Zecken meiden den Geruch einiger Inhaltsstoffe des Kokosöls, möglicherweise kann der veränderte Körpergeruch aber auch die Kommunikation der Haustiere mit Artgenossen stören.
In Kürze: Zugelassene Arzneimittel vs. Kokosöl gegen Zecken
Fazit: Kokosöl ist keine zuverlässige Alternative
Die Wirkung von Kokosöl als Zeckenschutz bei Hund und Katze hält höchstens kurzzeitig an und ist nicht praktikabel. Die Anwendung bietet keinen zuverlässigen und nachgewiesenen Schutz gegen einen Zeckenbefall.
Eventuell ließen sich aus einzelnen Bestandteilen des Öls wirksame Substanzen gewinnen und so verändern, dass ihre Anwendung praktikabler wird – das wäre allerdings „ohne Chemie“ nicht möglich.
Da Zecken teils lebensbedrohliche Erkrankungen wie die Babesiose auf Haustiere übertragen, ist eine wirksame Vorbeugung gegen Zeckenstiche ratsam. Was mögen Zecken nicht und was hilft gegen Zecken? Prof. Georg von Samson-Himmelstjerna, derzeitiger Vorstand von ESCCAP Deutschland e. V. und Professor an der Freien Universität Berlin, empfiehlt eine gezielte Anwendung zugelassener und nachgewiesen wirksamer Antiparasitenmittel aus der tierärztlichen Praxis, um einem Befall mit Zecken vorzubeugen oder ihn zu behandeln. „Einen hundertprozentigen Schutz vor Zecken für Hunde und Katzen ohne mögliche Nebenwirkungen gibt es nicht. Aber wer möglichst sichergehen will, sollte zu einem der bewährten Präparate aus der tierärztlichen Praxis oder Apotheke greifen.“
Weitere Informationen zu äußerlichen Parasiten und den von ihnen übertragenen Erkrankungen finden Sie beispielsweise in der ESCCAP-Empfehlung Nr. 3: „Bekämpfung von Ektoparasiten (Zecken, Milben, Flöhe, Läuse, Haarlinge, Sand- und Stechmücken) bei Hunden und Katzen“ und der ESCCAP-Empfehlung Nr. 5: „Bekämpfung von durch Vektoren übertragenen Krankheiten bei Hunden und Katzen“.
Quellen
Quellen:
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- Video von „Der Tierarzt – Dr. Karim Montasser“ Bernsteinhalsband, Kokosöl gegen Zecken? Im Labor getestet. https://www.youtube.com/watch?v=r1buXLEgNxU&list=WL&index=27
- ESCCAP Deutschland. Alternative Mittel gegen Zecken und Flöhe – ein unterschätztes Risiko für Katze und Hund. Juni 2024. https://www.esccap.de/alternative-mittel-gegen-zecken-und-floehe-ein-unterschaetztes-risiko-fuer-katze-und-hund/ (letzter Aufruf 08.04.2025)
- Bfr: Information Nr. 029/2007 vom 14. September 2007. Teebaumölprodukte zur Fellpflege von Katzen nicht ausnahmslos geeignet.
- Panthawong A et al. The Efficacy of Ultrasonic Pest Repellent Devices against the Australian Paralysis Tick, Ixodes holocyclus (Acari: Ixodidae). Insects 2021;12(5):40.
Stand: Juli 2025