Helminthen
Inhalt
1. Individuelle Faktoren: Alter, Nutzung, Haltung
2. Strategische Bekämpfung
3. Spulwürmer (Toxocara spp.)
4. Bandwürmer
4.1 Echinococcus spp.
4.2 Taenia spp.
4.3 Dipylidium caninum
5. Herzwürmer (Dirofilaria immitis)
6. Hautfilarien (Dirofilaria repens)
7. Lungen-/Herzwürmer (Angiostrongylus vasorum, Crenosoma vulpis)
8. Peitschenwürmer (Trichuris vulpis)
9. Hakenwürmer
10. Diagnose
11. Resistenzen
12. Bekämpfung von Parasitenstadien in der Umwelt
13. Prävention zoonotischer Parasitosen
14. Schulung von Praxisteam, Tierbesitzer und Öffentlichkeit
Tabelle 1A: Charakteristika wichtiger Würmer bei Hunden in Europa: Intestinale Rundwürmer (Nematoden)
Tabelle 1B: Charakteristika wichtiger Würmer bei Hunden in Europa: Bandwürmer (Zestoden)
Tabelle 1C: Charakteristika wichtiger Würmer bei Hunden in Europa: Extraintestinale Rundwürmer (Nematoden)
Tabelle 2: Risikofaktoren für wichtige Würmer bei Hunden in Europa
Tabelle 3: Charakteristika wichtiger Würmer bei Katzen in Europa: Intestinale Rundwürmer (Nematoden) und Bandwürmer (Zestoden)
Tabelle 4: Risikofaktoren für wichtige Würmer bei Katzen in Europa
Tabelle 5: Wurmbefall bei Hunden: Klinische Symptome, Untersuchungsmaterial und Diagnose
Tabelle 6: Wurmbefall bei Katzen: Klinische Symptome, Untersuchungsmaterial und Diagnose
1. Individuelle Faktoren: Alter, Nutzung, Haltung
Einleitung
In Europa können Hunde und Katzen von einer Vielzahl verschiedener Helminthen (Nematoden, Zestoden und Trematoden) infiziert werden. Die wichtigsten Spezies werden in den Tabellen 1 und 3 zusammengefasst.
Einige dieser Parasiten haben eine größere Bedeutung als andere aufgrund
- ihrer Prävalenz,
- ihrer Pathogenität für den Wirt,
- ihres zoonotischen Potenzials,
- einer Kombination dieser Gründe.
Ziel dieser für Deutschland adaptierten ESCCAP-Empfehlung ist es, einen aktuellen Überblick über die in Europa relevanten parasitischen Helminthen (Würmer) zu geben sowie einen Schwerpunkt auf ihre Bedeutung innerhalb Deutschlands zu legen. Darüber hinaus werden konkrete Maßnahmen empfohlen, die Infektionen mit diesen Parasiten sowie Erkrankungen bei Tieren und/oder Menschen verhindern oder minimieren sollen.
Diese ESCCAP-Empfehlung umfasst Maßnahmen zur Diagnostik, Prävention, Metaphylaxe und Therapie von Infektionen bei Hund und Katze, Maßnahmen zur Prävention einer Übertragung von Hund und Katze auf andere Tiere oder den Menschen, Maßnahmen zur Reduktion einer Umweltkontamination sowie Hinweise zur Information von Tierhaltern.
Die vorliegende Empfehlung basiert auf aktuellen wissenschaftlichen Erkenntnissen. Teilweise werden weiterführende Studien notwendig sein, um umfassendere oder konkretere Aussagen zu bestimmten Teilaspekten machen zu können.
ESCCAP sammelt in diesem Sinne weitergehende wissenschaftliche Studien und weist bis zu deren Ergebnissen in der vorliegenden Empfehlung auf noch offene Fragestellungen hin.
Im Sinne der besseren Lesbarkeit dieser ESCCAP-Empfehlung werden im Folgenden unter anderem Helminthen als „Würmer“, Medikamente zur Behandlung gegen Helminthen als „Anthelminthika“ und die Anwendung dieser als „Entwurmung“ bezeichnet.
Je nach Alter, Haltungsform, Ernährung und Nutzung von Hund und Katze müssen Diagnostik, Medikation und Prävention individuell vorgenommen werden. Bestimmte Faktoren können ein intensiveres Monitoring und/oder eine frequentere Entwurmung erforderlich machen, während andere ein weniger intensives Vorgehen rechtfertigen können. Bei der Erstellung des Maßnahmenplans sollten unter anderem folgende Aspekte berücksichtigt werden (siehe auch Tabellen 2 und 4):
Alter, Zucht
Hunde- und Katzenwelpen tragen im Allgemeinen ein höheres Risiko, an parasitären Infektionen zu erkranken und diese zu übertragen, als adulte Tiere.
Gravide Hündinnen können Toxocara canis und laktierende Hündinnen T. canis und den in Deutschland sehr selten vorkommenden Hakenwurm A. caninum auf ihre Welpen übertragen und sich darüber hinaus selbst bei den Welpen infizieren (Superinfektion).
Laktierende Kätzinnen können T. cati auf ihre Welpen übertragen.
Haltungsform, Nutzung
Folgende Hunde- und Katzengruppen tragen ein höheres Risiko als einzeln im Haus gehaltene Kleintiere:
Hunde und Katzen in Zwingern/Katzenzuchten oder Tierheimen, Individuelle Faktoren: Alter, Nutzung, Haltung, Ernährung und Reisen
im Freien lebende Hunde und Katzen sowie solche, die unbeaufsichtigten Auslauf haben,
Hunde und Katzen, die gemeinsam mit anderen Tieren gehalten werden,
Jagdhunde.
Ernährung
Hunde und Katzen mit Zugang zu wilden Nagetieren, Mollusken, rohem Fisch oder rohem Fleisch einschließlich Viszera, Kadavern und nicht ausreichend erhitzten oder gefrorenen Schlachtabfällen haben ein höheres Risiko als andere Tiere.
Wohnort und Reisen
Tiere, die in endemischen Regionen leben oder diese besuchen (z. B. Urlaub, Tierpensionen, Hunde- undKatzenausstellungen, Leistungsprüfungen etc.), tragen ein erhöhtes Risiko, sich mit den in diesen Regionen endemischen Parasiten zu infizieren.
Auf Basis der spezifischen Voraussetzungen eines Tieres sollten Art und Umfang von Diagnostik, Prävention und Medikation im Rahmen unten stehender Empfehlungen individuell ausgewählt werden. Inwieweit die gewählten Maßnahmen für eine Bekämpfung eines Wurmbefalls ausreichend und geeignet sind, klärt sich über eine Diagnostik, anhand derer der Erfolg der Prävention oder Medikation überprüft werden kann.
Rohfleischfütterung (Barfen)
Über rohes Fleisch und Innereien (z. B. Leber, Lunge) können verschiedene Parasiten auf Hunde und Katzen übertragen werden. Dazu zählen unter anderem der kleine Hundebandwurm Echinococcus granulosus, der Einzeller Neospora caninum und bei der Katze auch Sarcocystis spp. sowie der Erreger der Toxoplasmose (Toxoplasma gondii). Wie hoch das Risiko ist, dass sich Hunde und Katzen über rohes Fleisch mit diesen und anderen Erregern anstecken,ist bisher unbekannt. Sicher ist nur, dass es möglich ist und immer wieder vorkommt. Dies heißt jedoch nicht, dass Hunde und Katzen aus parasitologischer Sicht grundsätzlich nicht roh ernährt werden dürfen. Wichtig ist nur, dass das Fleisch vor dem Verfüttern ausreichend tief und lange eingefroren wird, um enthaltene Parasitenstadien sicher abzutöten. Gewährleistet ist dies aber nur, wenn das Fleisch mindestens eine Woche bei -17 ° bis -20 °C tiefgefroren bleibt. Wer nicht weiß, ob das von ihm gekaufte Fleisch diese Voraussetzungen erfüllt, selber kein entsprechendes Einfrieren gewährleisten kann, aber dennoch roh füttern möchte, der sollte bei seinem Vierbeiner alle 6 Wochen eine Kotuntersuchung vornehmen lassen oder aber ihn mit einem gegen Spul- und Bandwürmer wirksamen Produkt entwurmen. Denn: Auch wenn das Risiko einer Ansteckung über rohes Fleisch nicht besonders hoch ist, so können die gesundheitlichen Folgen möglicher Infektionen für Tier und Mensch erheblich sein. Ein Schutz vor über das Barfen übertragbaren Protozoen ist durch die Anwendung von Antiparasitika nicht möglich.
2. Strategische Bekämpfung
Wesentliche Maßnahmen bei der Bekämpfung von Wurmbefall bei Hunden und Katzen in Deutschland sind:
- Tierärztlich verordnete Maßnahmen gegen Endoparasitenbefall bei Hund und Katze (Diagnostik,Medikation, Prävention).
- Hygienemaßnahmen, insbesondere regelmäßiges Entfernen von Hunde- und Katzenkot, um eine Kontamination der Umgebung mit infektiösen Parasitenstadien zu verringern.
- Ernährung mit kommerziellen oder ausreichend erhitzten (10 Min., Kerntemperatur 65 °C) oder vorab gefrorenen (1 Woche, -17 bis -20 °C), selbst zubereiteten Futtermitteln zur Vermeidung von Infektionen mit Parasiten, die durch rohes Fleisch oder Fisch übertragen werden.
- Vermeidung einer Aufnahme von wilden Nagetieren, Kadavern, Schlachtabfällen usw.
- Angebot von frischem Trinkwasser.
Auch wenn das Risiko eines Wurmbefalls bei Tieren bestimmter Altersstufen und Haltungsformen größer ist als bei anderen Tieren, ist bei Hunden und Katzen aller Altersstufen und Haltungsformen eine Infektion mit bestimmten Wurmarten möglich. Sämtliche Hunde und Katzen sind über die gesamte Lebenszeit durch eine fachgerechte Diagnostik, Medikation und Prävention vor Infektionen mit Würmern und deren Folgen zu schützen.
Eine therapeutische Behandlung ist immer dann notwendig, wenn bei Hund oder Katze ein Wurmbefall diagnostiziert wird. Voraussetzung für eine sachgerechte Behandlung ist die Identifikation des Parasiten.
Einer Behandlung sollten entsprechende Maßnahmen zur Prävention folgen.
Verschiedene Helminthen stehen bei Hunden und Katzen innerhalb Deutschlands unterschiedlich im Fokus, je nachdem, ob sie schwerwiegende Erkrankungen hervorrufen können, ein besonderes Zoonoserisiko bergen oder eine hohe Prävalenz in Deutschland und beliebten Reiseländern deutscher Tierhalter aufweisen. In den unten stehenden Übersichten findet sich eine entsprechende Einteilung:
Hund
Katze
3. Spulwürmer (Toxocara spp.)
Infektionen mit Spulwürmern (Toxocara spp.) kommen sowohl bei Welpen als auch bei adulten Hunden und Katzen vor. Bei adulten Tieren führt ein Befall nur selten zu klinischen Symptomen, bei Welpen dagegen können Spulwürmer schwere Erkrankungen hervorrufen.
Zudem verfügen Spulwürmer über ein erhebliches zoonotisches Potenzial. Im Menschen kann es nach oraler Aufnahme infektiöser Spulwurmeier zu einer somatischen Wanderung von Larven (Larva migrans visceralis) kommen. Werden bei dieser somatischen Wanderung Nervenbahnen, Auge und/oder Gehirn des Menschen befallen, kann dies ernsthafte gesundheitliche Folgen haben.
Ob der Darm eines Tieres mit geschlechtsreifen Stadien befallen ist, lässt sich nur über regelmäßige Kotuntersuchungen klären. Hundewelpen können allerdings bereits, noch bevor eine Diagnose mittels Kotuntersuchung überhaupt möglich ist, im Mutterleib oder über die Muttermilch hochgradig mit Toxocara canis infiziert worden sein. Bei Katzenwelpen ist eine Infektion über die Muttermilch ebenfalls möglich, eine pränatale Infektion dagegen ausgeschlossen. Toxocara spp. produzieren enorme Mengen an sehr langlebigen Wurmeiern und verdienen damit bei Hunden und Katzen über alle Altersstufen hinweg Beachtung.
Vor der Anwendung von Chlorbleiche sollte geprüft werden, ob diese für die zu desinfizierende Gegenstände, Materialien und Flächen geeignet ist. Dort wo Chlorbleiche ungeeignet ist, kann alternativ für die Desinfektion von Gegenständen und kleinen Flächen Enilconazol (siehe Tabelle 2) zur Desinfektion verwendet werden. Die empfohlenen Einwirkzeiten für Enilconazol betragen bei glatten Oberflächen 20-30 Minuten, bei absorbierenden Oberflächen 2-3 Stunden (bei Aufbringen mit ca. 30°C und Einwirken bei Raumtemperatur). Vom großflächigen Einsatz sowie vom Einsatz von Enilconazol-Verdampfern (Fogger), wie sie in anderen europäischen Ländern erhältlich sind, wird jedoch abgeraten.
Bekämpfung/Medikation
Kotuntersuchungen
Im Prinzip ist eine regelmäßige Diagnostik mit anthelminthischer Behandlung nur bei positivem Nachweis eines Spulwurmbefalls einer routinemäßigen Entwurmung vorzuziehen. Kotuntersuchungen sollten in den unten aufgeführten Intervallen durchgeführt werden. Allerdings besteht die Einschränkung, dass über Kotuntersuchungen nicht sicher verhindert werden kann, dass bis zu einer Diagnose (zwischen den Untersuchungen) über mehrere Wochen infektiöse Eier ausgeschieden werden. Auch kann selbst bei negativem Kotprobenbefund nicht mit absoluter Sicherheit davon ausgegangen werden, dass ein Tier nicht mit Spulwürmern infiziert ist. Ursache kann z.B. eine präpatente Infektion oder die Ausscheidung von nur wenigen Spulwurmeiern und somit ein Unterschreiten der Nachweisgrenze der koproskopischen Untersuchung sein.
- Hundewelpen sollten beginnend im Alter von 2 Wochen mit einem geeigneten Anthelminthikum behandelt werden. Anschließend wird die Behandlung in 2-wöchigen Abständen bis 2 Wochen nach dem Absetzen wiederholt.
- Katzenwelpen sollten beginnend im Alter von 3 Wochen mit einem geeigneten Anthelminthikum behandelt werden. Nach bisher vorliegenden Erfahrungen empfiehlt sich auch hier die fortlaufende Behandlung in 2-wöchigen Abständen bis 2 Wochen nach dem Absetzen.
- Säugende Hündinnen und Kätzinnen sollten gleichzeitig mit der ersten Behandlung ihrer Nachkommen behandelt werden, da sie parallel zu ihren Welpen patente Infektionen entwickeln können.
- Für die Behandlung trächtiger Hündinnen mit dem Ziel, eine pränatale Infektion der Welpen zu verhindern, gibt es in Deutschland keine zugelassenen Präparate. Ein Schutz der Welpen konnte jedoch nachgewiesen werden mit z. B. der 2-maligen Anwendung von makrozyklischen Laktonen um den 40. und 55. Trächtigkeitstag bzw. der täglichen Anwendung von Fenbendazol ab dem 40. Trächtigkeitstag.
Für adulte Hunde und Katzen stellt ESCCAP Folgendes fest:
- Über eine mindestens erforderliche Anzahl an Entwurmungen unter unterschiedlichen epidemiologischen Bedingungen stehen derzeit keine gesicherten Daten zur Verfügung. Ein- oder zweimalige Behandlungen pro Jahr haben jedoch in epidemiologischen Studien innerhalb der untersuchten Populationen im Durchschnitt keine ausreichende Wirkung gezeigt.
- Gesichert ist, dass mit einer monatlichen Entwurmung eine Patenz von Toxocara spp. weitgehend ausgeschlossen werden kann, da die Präpatenz bei Toxocara spp. etwas über 4 Wochen liegt. Eine monatliche Entwurmung kann daher in Einzelfällen – bei hohem Infektionsrisiko (zahlreiche Infektionsmöglichkeiten, regelmäßig unbeaufsichtigter Auslauf) und engem Kontakt in Familien mit Kleinkindern – angezeigt sein. Eine monatliche Entwurmung kann aus diesem Wissen heraus jedoch nicht pauschal empfohlen werden. Vielmehr gilt es für jedes Tier eine individuelle Risikobewertung vorzunehmen und dann zu entscheiden, falls dies als erforderlich eingeschätzt wird, zu welchen Zeitpunkten eine Entwurmung des betreffenden Patienten erfolgen soll.
Das ESCCAP-Schema auf Seite 9 dieser Empfehlung dient der Ermittlung individueller Kotuntersuchungs- bzw. Entwurmungsfrequenzen für einzelne Hunde und Katzen.
Der exakte individuelle Infektionsstatus und der Erfolg der Behandlungen können nur über Kotuntersuchungen ermittelt werden. Ohne Diagnostik lassen sich die individuelle Situation eines Tieres und die daraus resultierende empfohlene Entwurmungsfrequenz lediglich schätzen. Ist das Infektionsrisiko unbekannt oder können Infektionen grundsätzlich nicht durch diagnostische Untersuchungen ausgeschlossen werden, sind mindestens 4 Behandlungen pro Jahr zu empfehlen.
ESCCAP-Schema zur individuellen Entwurmung
4. Bandwürmer
Geografische Verbreitung von Echinococcus multilocularis in Europa
Geografische Verbreitung von Echinococcus granulosus in Europa
4.1 Echinococcus spp.
Die Bandwürmer Echinococcus granulosus und Echinococcus multilocularis sind Zoonoseerreger mit großer Bedeutung für die öffentliche Gesundheit. Die von den Endwirten über die Fäzes ausgeschiedenen Eier sind unmittelbar infektiös. Infolge einer Infektion mit E. multilocularis oder E. granulosus kommt es beim Menschen zu einer alveolären bzw. zystischen Echinokokkose mit Zystenbildung in der Leber und/oder anderen Organen, die besonders im Fall einer E.-multilocularis-Infektion unbehandelt oft tödlich verläuft. Die Infektion des Menschen findet meist über die orale Aufnahme von Wurmeiern und Proglottiden statt, die infizierte Tiere im Fell tragen oder mit dem Kot ausscheiden.
E. multilocularis ist in Zentral- und Osteuropa und auch in ganz Deutschland endemisch (Abbildung 1). Hunde sind empfänglich für diesen Wurm, in geringerem Maße auch Katzen. In der Praxis steht der Befall von Hunden im Vordergrund, da Katzen als Wirte für E. multilocularis von untergeordneter Bedeutung sind und im Unterschied zu Hunden wahrscheinlich nur ein geringes zoonotisches Risiko darstellen. Wichtigster Endwirt von E. multilocularis ist der Rotfuchs, natürliche Zwischenwirte sind Feldmäuse und andere Nagetiere. Die Infektion von Hund und Katze findet über den Verzehr wilder Nagetiere statt, die Finnen von E. multilocularis enthalten.
E. granulosus ist in Deutschland nur sehr selten anzutreffen. Wichtigster Hauptwirt ist der Hund. Die Infektion erfolgt vornehmlich über den Verzehr von Schlachtabfällen, Innereien oder Beutetieren, die Finnen von E. granulosus enthalten. In Deutschland werden E.-granulosus-Stadien in Schlachttieren nur sehr selten angetroffen (in Rindern, selten auch Schweinen). Die Befallsrate bei Hunden liegt hierzulande nach neuesten Untersuchungen unter 0,3% und spielt damit eine untergeordnete Rolle. Maßnahmen zur Bekämpfung dieses Wurmes beim Hund sind daher in Deutschland in der Regel nicht notwendig. Größeres Interesse besteht unter Umständen bei Hunden, die aus endemischen Gebieten (Abbildung 2) importiert wurden oder dort auf Reisen waren/gehen.
Die spezifische Diagnose einer Echinococcus-Infektion bei Hunden und Katzen ist schwierig, da die Eier der verschiedenen Taeniiden im Rahmen von Kotuntersuchungen morphologisch nicht zu differenzieren sind. Koproantigentests zum Echinococcus-Nachweis oder PCRs zur Identifizierung bestimmter Spezies und/oder Genotypen werden lediglich in wenigen spezialisierten Labors durchgeführt. In endemischen Echinococcus-Gebieten, also auch in ganz Deutschland, sollten koproskopisch nachgewiesene Taeniiden-Infektionen stets als potenzielle Echinococcus-Infektionen betrachtet und zur Abklärung weitere diagnostische Schritte in Speziallabors durchgeführt werden (z. B. Koproantigen-ELISA, PCR). In der Praxis heißt dies, dass jeder Nachweis von Taeniiden-Eiern beim Hund und bei der Katze weiter auf das Vorkommen von Echinokokken abgeklärt werden sollte, da Echinococcus-Eier unmittelbar infektiös sind.
Prävention
Sofern machbar, sollten Hunde keinen Zugang zu wilden Nagetieren haben.
Hunde und Katzen sollten kein unbehandeltes rohes Fleisch oder Schlachtabfälle erhalten, sondern ausschließlich mit kommerziellem Futter oder ausreichend erhitzter (10 Min., Kerntemperatur 65 °C) oder zuvor gefrorener (1 Wo., -17 bis -20 °C), selbst zubereiteter Nahrung gefüttert werden. Hunde, die nicht entsprechend vorbereitetes rohes Fleisch erhalten, sollten alle 6 Wochen gegen Bandwürmer behandelt werden.
Für Hunde mit hohem Infektionsrisiko für E. multilocularis, die z. B. Zugang zu wilden Nagetieren haben, Aasfresser sind (z. B. von toten Nagern), regelmäßig unbeaufsichtigten freien Auslauf haben, jagdlich geführt werden, empfiehlt ESCCAP eine monatliche Entwurmung mit einem geeigneten Anthelminthikum.
Hunde, die in Endemiegebiete im Ausland reisen und dort oben genanntes hohes Infektionsrisiko haben, sollten 4 Wochen nach Beginn der Reise und anschließend in monatlichen Abständen bis 4 Wochen nach Rückkehr mit einem geeigneten Anthelminthikum behandelt werden.
Hunde, die aus Endemiegebieten importiert werden und dort oben genanntes hohes Infektionsrisiko hatten, sollten umgehend tierärztlich untersucht werden und mit einem geeigneten Anthelminthikum behandelt werden.
Für Katzen gelten grundsätzlich – bzw. aufgrund des stärker ausgeprägten Nagerfangverhaltens ggf. sogar in vermehrtem Maße – die für Bandwurminfektionen relevanten Infektionsrisiken. Da Katzen jedoch für Echinococcus spp. vergleichsweise ungeeignete Wirte sind und bei einem Befall mit E. multilocularis nur selten und auch dann lediglich geringe Eizahlen ausscheiden und die Eier zudem laut einer experimentellen Untersuchung nicht infektiös sind, stellen sie für die Übertragung dieser Zoonose vermutlich ein minimales Risiko dar. Da aufgrund des gegenwärtigen Wissensstands jedoch ein Zoonoserisiko nicht vollständig ausgeschlossen werden kann, bleibt es im Ermessen des verantwortlichen Tierarztes sowie des Tierhalters, ob angesichts der individuellen Situation (z. B. Kleinkinder im Haushalt, sehr enger Kontakt zur Katze) dennoch in monatlichen Intervallen diagnostisch kontrolliert oder, sofern erforderlich, behandelt werden soll.
Medikation
Bei nachgewiesenem Echinococcus-Befall wird der Tierhalter über das bereits stattgefundene Infektionsrisiko (welches vor Diagnose und Therapie größer war als zum Zeitpunkt der Beratung) informiert und über das weitere Vorgehen instruiert. Die Hunde werden stationär in der Praxis/Klinik sofort gebadet (Schutzkleidung), zweimal im Abstand von 24 Stunden mit Praziquantel oder Epsiprantel behandelt und noch einmal gebadet.
Die Tierhalter werden mit einem Merkblatt über die Entsorgung des Kotes (dicht verpackt über den Hausmüll, der in der Müllverbrennung mündet), die direkt vom Hund ausgehende Kontaminationsgefahr und über serologische Diagnosemöglichkeiten für den Menschen informiert.
Der Erfolg der Therapie wird nach 7-14 Tagen durch eine Kotuntersuchung mittels Koproantigen-ELISA oder PCR kontrolliert.
4.2 Taenia spp.
Die Bandwürmer Taenia spp. führen bei Hunden oder Katzen grundsätzlich nicht zu intestinalen Symptomen. Die Infektion der Zwischenwirte erfolgt durch orale Aufnahme von Bandwurmeiern, die sich größtenteils zunächst in über die Fäzes vom Endwirt ausgeschiedenen Proglottiden befinden, aus diesen aber auch in der Umwelt freigesetzt werden. Die den Anus verlassenden reifen Segmente können zu analer Reizung führen und betroffene Tiere dazu veranlassen, ihr Hinterteil am Boden zu reiben (Schlittenfahren). Besitzer können teilweise bewegliche Segmente feststellen, die sich um den Anus ihres Tieres herum befinden.
4.3 Dipylidium caninum
Dipylidium caninum wird oft als Gurkenkernbandwurm bezeichnet. Infektionen gehen bei Hunden und Katzen nur selten mit klinischen Symptomen wie dem „Schlittenfahren“ einher. Zwischenwirte dieses Bandwurmes sind Flöhe, Läuse und Haarlinge. Die Infektion erfolgt durch orale Aufnahme infizierter Insekten. Selten kann sich der adulte Bandwurm auch beim Menschen etablieren. Die Präpatenz beträgt etwa 3 Wochen. Die Behandlung erfolgt mit einem wirksamen Anthelminthikum, die Kontrolle durch die Bekämpfung von einem Befall mit Flöhen, Läusen und Haarlingen.
5. Herzwürmer (Dirofilaria immitis)
Derzeit besteht innerhalb Deutschlands für Hunde und Katzen kein nennenswertes Risiko, sich mit Herzwürmern zu infizieren. Diagnostik, Medikation und Prävention spielen jedoch in den Fällen eine Rolle, in denen die Tiere zwar in Deutschland gehalten werden, aber aus dem endemischen Ausland stammen oder dorthin reisen. Ein Befall mit Herzwürmern (Dirofilaria immitis) ist in zahlreichen Ländern Süd- und Osteuropas verbreitet (Abbildung 3). Die zunehmende Zahl von Tieren, die in diese Gebiete reisen oder aus diesen Regionen nach Deutschland importiert werden, führt zu lebensbedrohlichen Erkrankungsfällen auch bei Hunden und Katzen in Deutschland.
Herzwürmer werden über Vektoren übertragen (Mücken der Familie Culicidae). In den meisten Teilen Europas, in denen die Infektion endemisch vorkommt, dauert die Übertragungssaison für Herzwürmer im Allgemeinen von April bis Oktober(Schwankungen je nach Klima). In der EU bislang einzigartig kann die Infektion auf den Kanarischen Inseln ganzjährig übertragen werden. Ein zoonotisches Potenzial ist gegeben, da sich Dirofilaria-Arten beim Menschen nach dem Stich einer infizierten Mücke in verschiedenen Organen weiterentwickeln und Granulome verursachen können, die meistens jedoch ohne klinische Bedeutung bleiben.
Obwohl auch Katzen potenzielle Wirte für Herzwürmer sind, ist ihre Bedeutung als Wirt geringer als die des Hundes. Hinzu kommt, dass Katzen seltener auf Reisen ins endemische Ausland mitgenommen oder von dort eingeführt werden. Die Relevanz für die deutsche Kleintierpraxis ist daher sehr gering. Sollte der Fall auftreten, dass eine Katze eingeführt oder in ein endemisches Gebiet verreisen soll, so sei an dieser Stelle auf das Herzwurmkapitel der europäischen ESCCAP-Empfehlung zur Bekämpfung von Helminthen bei Hunden und Katzen verwiesen (www.esccap.org).
Gegenwärtig gibt es keine Repellenzien/Insektizide, die laut Zulassung nachweislich eine Übertragung von Herzwürmern verhindern können. Eine medikamentelle Prophylaxe von Herzwürmern konzentriert sich daher auf die Anwendung makrozyklischer Laktone, die wandernde Larven abtöten, bevor diese das Herz erreichen. Auf diese Weise kann zwar nicht eine Infektion, aber ein Befall mit adulten Herzwürmern und somit die Entstehung von Krankheitssymptomen wirksam verhindert werden. Alle derzeit in Deutschland gegen Herzwürmer zugelassenen Produkte sind für eine monatliche Anwendung vorgesehen. Die Behandlung mit diesen Produkten sollte daher innerhalb der ersten vier Wochen nach Beginn einer möglichen Übertragung starten und bis 30 Tage nach der zuletzt möglichen Übertragung in monatlichen Abständen fortgesetzt werden. Grundsätzlich sollte bei Hunden, die bereits früher dem Risiko einer Dirofilaria-Infektion ausgesetzt waren, eine umfassende klinische Untersuchung, einschließlich Blutuntersuchung (Tests auf im Blut zirkulierende Mikrofilarien und Herzwurmantigen), vorgenommen werden, um einen Herzwurmbefall zu überprüfen. Empfohlen für die Diagnostik ist die Untersuchung einer Blutprobe in einem spezialisierten Labor oder die Durchführung eines kommerziellen Schnelltests in der Praxis. Bei positivem Befund sollte differenzialdiagnostisch ein Befall mit wenig pathogenen Gewebefilarien berücksichtigt werden. Zu Letzteren zählt auch die Hautfilarie des Hundes, Dirofilaria repens, für die kürzlich Hinweise auf ein regionales Vorkommen in Deutschland (Brandenburg) veröffentlicht wurden.
Hunde- und Katzenwelpen aus Endemiegebieten müssen so bald wie möglich nach ihrer Geburt einer präventiven Herzwurmbehandlung unterzogen werden (in Übereinstimmung mit den Produktinformationen).
Ein Diagnose- und Behandlungsschema bei Verdacht auf einen Befall mit Herzwürmern sowie weitere Informationen zur Diagnose und Medikation finden sich in der ESCCAP-Empfehlung zu „von Vektoren übertragenen Erkrankungen bei Hunden und Katzen“, die zum kostenlosen Download auf www.esccap.de zur Verfügung steht.
6. Hautfilarien (Dirofilaria repens)
Hautfilarien (Dirofilaria repens) kommen bei Hunden und Katzen vor. Sie werden ebenso wie Herzwürmer (D. immitis) über Vektoren übertragen (Mücken der Familie Culicidae). Gegenwärtig gibt es vereinzelt Hinweise auf in Deutschland erworbene D.-repens-Infektionen bei Hunden z. B. am Oberrhein oder in Brandenburg. In Nachbarländern wie Polen und Österreich scheint der Parasit endemisch zu sein (Abbildung 3).
Eine D.-repens-Infektion ist meistens ein Zufallsbefund bei Operationen. D. repens kann bei Hunden und Katzen die Bildung subkutaner schmerzloser, verschiebbarer Knoten in subkutanen Geweben, in perimuskulären Faszien, in perirenalem Fettgewebe oder in der Bauchhöhle verursachen. Diese Knoten enthalten adulte Parasiten und Mikrofilarien. In Einzelfällen konnten eine noduläre Konjunktivitis und Konjuktivalgranulome nachgewiesen werden. Bei Hunden sind selten auch pustuläre Ausschläge, ulzeröse Läsionen und skabiesartige Dermatitiden in der Haut zu beobachten.
Gegen adulte D. repens ist gegenwärtig kein Präparat zugelassen. Da die meisten Infektionen klinisch unauffällig sind, ist eine Therapie in der Regel auch nicht notwendig. Ein Einsatzvon makrozyklischen Laktonen in Kombination mit Doxycyclin (gegen die symbiontischen Wolbachien wirksames Antibiotikum) ist möglich und verringert das Übertragungsrisiko auf Hund und Mensch. Kürzlich wurde Moxidectin mit Wirkung gegen frühe Larvenstadien (Prophylaxe) sowie Mikrofilarien (Verhinderung der Übertragung auf Mücken) zugelassen. Parasitäre Knoten können chirurgisch entfernt werden.
In Europa ist D. repens der häufigste Erreger der kutanen Dirofilariose, vereinzelt wurden aber auch Lungenknoten durch D. repens verursacht. Die meisten Fälle verlaufen asymptomatisch und bedürfen keiner Therapie; in vielen Fällen wurde die Infektion erst nach der chirurgischen Entfernung eines Knotens, der Würmer enthielt, diagnostiziert. Neben dem klassischen Bild solitärer Lungenknoten wurden auch Fälle von Lokalisationen im Auge und in tiefen Körpergeweben berichtet, die gelegentlich einen Tumor vortäuschen.
Weitere Informationen zu Hautfilarien finden sich in der ESCCAP-Empfehlung zu „von Vektoren übertragenen Erkrankungen bei Hunden und Katzen“, die zum kostenlosen Download auf www.esccap.de zur Verfügung steht.
Abbildung 3: Geografische Verbreitung von Dirofilaria immitis und Dirofilaria repens in Europa
7. Lungen-/Herzwürmer (Angiostrongylus vasorum, Crenosoma vulpis)
Angiostrongylus vasorum ist ein Nematode. Seine adulten Stadien besiedeln die Lungenarterien und das rechte Herz von Hunden und anderen Karnivoren (sehr selten Katzen). Geografisch kommt A. vasorum in einigen europäischen Ländern vor. Frühere Berichte über isolierte endemische Herde werden dabei zunehmend abgelöst durch die Beschreibung ausgedehnterer endemischer Gebiete, in denen Hunde und Wildtiere betroffen sind. Insbesondere Füchse gelten als wichtiges Reservoir, aber auch Wölfe, Europäische Otter, Dachse und Frettchen können Infektionsquellen sein (Katzen spielen als Erregerreservoir keine Rolle). Nach neueren seroepidemiologischen und koproskopischen Untersuchungen sind in Deutschland Hunde vor allem in westlichen Bundesländern betroffen, wobei allerdings Seroprävalenzen von unter 3 % festgestellt wurden. Auch für Crenosoma vulpis scheint das Vorkommen bisher in erster Linie auf die westlichen Bundesländer beschränkt zu sein.
Der Entwicklungszyklus von A. vasorum ist charakterisiert durch verschiedene Schneckenarten, die als Zwischenwirtefungieren. Hunde können sich durch orale Aufnahme von paratenischen Wirten wie Schnecken, Fröschen oder anderen Amphibien infizieren. Nach oraler Aufnahme von L3 durchdringen diese die Darmwand und gelangen in das lymphatische System, wo sie sich weiterentwickeln bevor sie ins rechte Herz und in die Lungenarterie gelangen. Weibliche Würmer beginnen dort nach 38-60 Tagen mit der Eiablage. Die Larven schlüpfen und penetrieren die Alveolen, werden hochgehustet, abgeschluckt und über die Fäzes als L1 ausgeschieden. Die Infektion kann ohne Behandlung möglicherweise lebenslang bestehen.
Die klinischen Manifestationen einer A.-vasorum-Infektion bei Hunden sind unterschiedlich. Beschrieben werden natürlich infizierte Hunde ohne klinische Symptome. Es kann aber auch zu respiratorischen Symptomen infolge einer verminösen Pneumonie kommen. Mögliche Folgen der Infektion sind Koagulopathien mit Blutungsstörungen, neurologischen, gastrointestinalen oder unspezifischen Symptomen wie Anorexie und Leistungsintoleranz. Infolge einer Obstruktion der Lungenarterie und anderer wichtiger Arterien oder einer Herzinsuffizienz kann es zu plötzlichen Todesfällen kommen. Bei chronischer verminöser Pneumonie treten auch Anorexie und Gewichtsverlust, Kachexie und pulmonale Hypertonie auf. Gelegentlich befinden sich Larven und selten auch adulte Stadien von A. vasorum in ektopischen Lokalisationen, wie Gehirn, Harnblase, Niere oder vorderer Augenkammer. Die klinischen Symptome entsprechen den Schädigungen in den befallenen Organen.
Der Therapie dienen makrozyklische Laktone (einmalige Gabe, evtl. Wiederholungsbehandlung nach einer Woche) oder von Benzimidazolen (wiederholte tägliche Applikation über 5 Tage bis mehrere Wochen). Bei hochgradigen klinischen Symptomen bzw. Superinfektionen kann eine unterstützende Behandlung mit Antibiotika oder Glukokortikoiden erforderlich sein. Betroffene Tiere sollten während der Behandlungsperiode ruhig gehalten werden (mindestens 2-3 Tage).
8. Peitschenwürmer
Trichuris vulpis kann bei Hunden zu klinischen Symptomen führen. Trichuris vulpis kommt vor allem in Teilen Zentral- und Südeuropas und unter speziellen Haltungsbedingungen wie in Zwingern oder Tierheimen vor. Die Umwelt kann in beträchtlichem Maße und persistent mit infektiösen Eiern kontaminiert sein. Eine solche Kontamination kann anhaltende Probleme bereiten, da sich Hunde in einer kontaminierten Umwelt wiederholt reinfizieren können.
Infizierte Hunde scheiden Trichuris-Eier mit den Fäzes aus. Bei Temperaturen über + 4 °C entwickelt sich in den Eiern innerhalb von 1-2 Monaten das erste Larvenstadium (L1). Die Larven sind durch die Eischale geschützt und bleiben in der Umwelt mehrere Jahre infektiös. Hunde infizieren sich durch die orale Aufnahme von Eiern, die infektiöse Larven enthalten. Die Präpatenz beträgt 2-3 Monate, wonach über einen Zeitraum von bis zu einem Jahr Eier ausgeschieden werden können. Hochgradige Infektionen führen zu blutigen, schleimigen Fäzes und Durchfall und in der Folge können metabolische Störungen wie Hyponatriämie auftreten.
Die Diagnose erfolgt über den koproskopischen Nachweis der charakteristischen zitronenförmigen Eier im Kot. Bei nachgewiesenem Befall müssen die Hunde möglichst wiederholt mit einem entsprechend wirksamen Anthelminthikum behandelt und aus der kontaminierten Umgebung verbracht werden. Unter Umständen kann es erforderlich sein, kontaminierte Areale im Umfeld der Hunde umzugraben, auszuheben oder zu betonieren. Befestigte Areale sollten intensiv gereinigt und desinfiziert werden, auf z. B. Erdboden ist dies nicht möglich. Zumindest sollte aber der potenziell Trichuris-Eier enthaltende Kot täglich entfernt und unschädlich beseitigt werden.
9. Hakenwürmer
Hakenwürmer verfügen über große Mundkapseln, die gewinkelt zum restlichen Körper des Wurmes stehen, was den geläufigen Trivialnamen dieser kleinen Nematoden erklärt. In Europa sind 3 Spezies von Bedeutung: Ancylostoma caninum (Hund), Ancylostoma tubaeforme (Katze) und Uncinaria stenocephala (Hund und selten Katze). U. stenocephala verträgt kältere Klimata als A. caninum, ist überall in Europa zu finden und in Zentraleuropa die relevanteste Hakenwurmart bei Hunden. A. caninum wird vorwiegend in Südeuropa und bei von dort importierten Hunden nachgewiesen, und A. tubaeforme kommt im gesamten Kontinentaleuropa vor.
Die adulten Würmer besiedeln den Dünndarm und durchlaufen einen direkten Entwicklungszyklus, wobei aus den über die Fäzes ausgeschiedenen Eiern Erstlarven schlüpfen, die sich in der Umwelt zum dritten Larvenstadium (L3) entwickeln.Werden die L3 von Hunden oder Katzen oral aufgenommen, entwickeln sich daraus im Magen und Darm innerhalb von 2-3 Wochen adulte Würmer. Hakenwürmer, insbesondere die Larven von Ancylostoma spp., können aber auch laktogen von Muttertieren auf Welpen übertragen werden. In der Umwelt frei lebende L3 sind darüber hinaus in der Lage, die Haut zu penetrieren und nach Wanderung im Körper in den Magen-Darm-Trakt zu gelangen.
Die Adulti sämtlicher Hakenwurmspezies parasitieren, indem sie sich mit der Mundöffnung an die Darmschleimhaut ihrer Wirte anheften und die Schleimhautoberfläche schädigen, um so an Nährstoffe zu gelangen. Ancylostoma spp. saugt Blut und ist auf den darin enthaltenen Sauerstoff angewiesen, während U. stenocephala vorwiegend an der Darmoberfläche Gewebebestandteile aufnimmt. Ancylostoma-Spezies können bei entsprechend starkem oder persistierendem Befall eine signifikante Anämie hervorrufen. Bei Hundewelpen kann eine laktogene Übertragung von A. caninum zu einer akuten Anämie und Todesfällen führen. Uncinaria spp. sind weniger pathogen.
Nach Exposition entwickelt sich eine Immunität, die vermutlich jedoch nicht vollständig ist. Besonders gefährdet sind Tiere, die im Freien gehalten werden bzw. sich regelmäßig in Ausläufen bewegen (Zwinger, Tierheim, Tierpension). Die Diagnose basiert auf dem Nachweis von Hakenwurmeiern im Kot. Werden Hakenwurmeier im Kot nachgewiesen, sollten entsprechende anthelminthische Behandlungen erfolgen.
10. Diagnose
Patente Infektionen der meisten genannten Helminthen können durch Kotuntersuchungen nachgewiesen werden. Ausnahmen sind D. immitis und D. repens, für deren Diagnose eine Blutprobe auf Mikrofilarien, Antigene oder Antikörper (nur Katze) untersucht wird (Tabelle 6 und 7).
Koproskopische Untersuchungen zum Nachweis von Wurmeiern sollten mit einer Probe von mindestens 3-5 g Kot durchgeführt werden. Um die Nachweissicherheit zu erhöhen, können mehrere Proben z. B. von unterschiedlichen Tagen einzeln untersucht werden. Proben sollten stets von frisch abgesetzten Fäzes genommen werden und nicht von bereits länger im Zwinger oder Auslauf liegendem Kot.
Geeignete Untersuchungsmethoden sind z. B. die modifizierte McMaster-Methode oder andere Flotationstechniken (Tabelle 6 und 7). Eier von Askariden, Hakenwürmern, Trichuris spp. und Taeniden sind mikroskopisch leicht zu erkennen. Da Hunde und Katzen Kot aufnehmen können, muss darauf geachtet werden, falsch positive Ergebnisse infolge von Koprophagie auszuschließen.
Zum Nachweis von Larven (L1) im Kot (Lungenwürmer und A. vasorum) wird die Baermann-Methode eingesetzt (Tabelle 6 und 7). In Kotproben können Larven sehr zahlreich vorkommen und verknäult oder sehr aktiv sein. Die Differenzierung basiert auf der Messung der Größe der Larven und der Morphologie des Schwanzes. Um zu überprüfen, ob eine Behandlung erfolgreich war, werden etwa 7-10 Tage nach der Behandlung mit Benzimidazolen, wie z. B. Fenbendazol, oder 3 Wochen nach Behandlung mit makrozyklischen Laktonen, wie z. B. Moxidectin oder Milbemycin, erneut Kotproben untersucht. Sind weiterhin Larven nachzuweisen, wird eine Überwachung über einen Zeitraum von bis zu 3 Wochen empfohlen, je nach Indikation mit wiederholter Behandlung.
Eine ausführliche, bebilderte Anleitung für die Diagnostik im Rahmen der Bekämpfung von Würmern bei Hunden und Katzen steht zum kostenlosen Download auf www.esccap.de zur Verfügung.
11. Resistenzen
Bislang gibt es weltweit keine überzeugenden Berichte über Anthelminthika-Resistenzen bei Helminthen von Hund oder Katze. Die offensichtlich geringe Anzahl an Berichten kann Hinweis darauf sein, dass Resistenzen in der Tat praktisch nicht oder nur sehr selten auftreten.
Auf Basis der Erfahrungen aus der Großtierpraxis, wo Resistenzen nachgewiesenermaßen existieren, ist die Wahrscheinlichkeit von Resistenzentwicklungen in größeren Hunde- und Katzenbeständen wie Tierheimen, Zwingern, großen Zuchten oder ähnlich intensiven Haltungsformen vermutlich jedoch erhöht. Denn immer dort, wo eine simultane Behandlung mehrerer Tiere mit demselben Produkt einen hohen Selektionsdruck auf eine dort isolierte Parasitenpopulation zur Folge haben kann, kann die Wahrscheinlichkeit einer Entwicklung von Resistenzen erhöht sein.
Es wird daher empfohlen, die Bekämpfung von Würmern in größeren Hunde- und Katzenbeständen wie Tierheimen, Zwingern, großen Zuchten oder ähnlich intensiven Haltungsformen sorgfältig zu planen und durch Untersuchungen von Kotproben zu begleiten. Ziel ist es, vorhandene Wurmspezies zu diagnostizieren und die Wirksamkeit der getroffenen Maßnahmen kontinuierlich zu überprüfen.
12. Bekämpfung von Parasitenstadien in der Umwelt
Die Bekämpfung exogener Dauerstadien von Helminthen (Eier, Larven) in der Umwelt und die Reduktion der Ausscheidung infektiöser Wurmstadien durch Hunde und Katzen ist wesentlich, um den Infektionsdruck auf Tiere und Menschen (Zoonose) zu minimieren. Die Kontamination der Umwelt durch Hunde und Katzen findet über eine Ausscheidung von Parasitenstadien mit dem Kot statt. Eine Rolle bei der Kontamination der Umwelt spielen auch Füchse, die sehr häufig mit „Hundeparasiten” befallen sind, und zwar sowohl in ländlichen als auch in urban geprägten Regionen. Darüber hinaus stellen freilaufende und verwilderte Katzen ein Reservoir für die Kontamination der Umwelt dar.
Die exogenen Stadien von Parasiten überleben teilweise über Monate bis Jahre. Frisch ausgeschiedene Stadien können direkt infektiös sein (z. B. Eier von Taenia und Echinococcus spp.), andere müssen dagegen bei geeigneten Temperaturen über einen Zeitraum von Tagen bis zu mehreren Wochen eine Entwicklung durchlaufen (z. B. Eier von Nematoden). Die Infektion von Zwischenwirten oder paratenischen Wirten (z. B. Vögel, Nagetiere und Schnecken) kann zu einer verlängerten Überlebenszeit von Parasitenstadien in der Umgebung der Hunde oder Katzen führen.
- Wichtigste Voraussetzung zum Schutz vor einer Kontamination der Umwelt sind zweifellos stringente, umfassende und durchdachte Maßnahmen, die ein Ausscheiden von Parasitenstadien durch Hund und Katze minimieren.
- Zur Minimierung infektiöser Wurmstadien in der Umwelt wird eine regelmäßige Beseitigung und Entsorgung von Hunde- und Katzenkot empfohlen. Der Kot sollte täglich entfernt werden und nicht in der Toilette hinuntergespült oder auf den Kompost gegeben, sondern über den Hausmüll entsorgt werden. Da es nahezu unmöglich ist, den Kot freilaufender Katzen aufzusammeln, ist die gezielte Entwurmung solcher Tiere eine geeignete Maßnahme, um das Ausscheiden infektiöser Wurmstadien zu minimieren.
- Da die Eier von Zestoden und Nematoden gegenüber Umwelteinflüssen sehr widerstandsfähig sind und ein Teil davon im Boden über Monate bis Jahre persistieren kann, ist eine Dekontamination ohne sehr aufwendige Maßnahmen nicht zu erreichen und in der Fläche nicht vorstellbar. In Tierheimen oder Zwingern kann dies in bestimmten Fällen die Beseitigung von Sand oder Boden und/oder das Abdecken und Versiegeln von kontaminiertem Boden mit Beton oder Asphalt erforderlich machen. Glatte, versiegelte Oberflächen erleichtern im Allgemeinen die Reinigung und Desinfektion und sind daher insbesondere in Tierheimen und Hundezuchten von Vorteil.
- Um einer hochgradigen Kontamination von Zwingern oder Tierheimen vorzubeugen, sind strenge Behandlungs- und Quarantänemaßnahmen für Neuankömmlinge unerlässlich.
- Kinderspielplätze sollten eingezäunt werden, um Hunde und Katzen (durch sehr hohe, oben abgewinkelte, engmaschige Zäune) fernzuhalten. Ein Hundeverbot in solchen Arealen ist üblich und sollte strikt eingehalten werden. Sandkästen sollten zwischen dem Gebrauch abgedeckt, der Sand regelmäßig ausgetauscht werden (1-2 x im Jahr).
- Da Trockenheit und ultraviolettes Licht Wurmeier schädigen, können direkte Sonneneinstrahlung und Trockenlegung ebenfalls einen Beitrag zur Dekontaminierung leisten. Umsichtige Maßnahmen, z. B. Entfernung von Kot speziell in städtischem Umfeld, können ebenso sinnvoll sein wie die Betreuung streunender Hunde und verwilderter Katzen (z. B. in Zusammenarbeit mit Tierschutzorganisationen).
- Praktische Unterstützungen für die Beseitigung von Hundekot, wie z. B. das Aufstellen spezieller Abfallbehälter mit Entsorgungstüten, sollten gefördert werden.
13. Prävention zoonotischer Parasitosen
Da manche Würmer von Hunden und Katzen auch für den Menschen infektiös sind, tragen Tierärzte und Tierhalter im Rahmen der Bekämpfung von Endoparasiten beim Tier gleichzeitig auch Verantwortung für die Gesundheit des Menschen.
Ein besonderes Zoonoserisiko besteht bei den weit verbreiteten Spulwürmern Toxocara spp., da es hier nach oraler Aufnahme infektiöser Spulwurmeier durch den Menschen zu einer somatischen Wanderung von Larven kommen kann (Larva migrans visceralis). Werden bei dieser somatischen Wanderung Nervenbahnen, Auge und/oder Gehirn des Menschen befallen, kann dies ernsthafte gesundheitliche Folgen haben.
Infolge einer Infektion mit Echinococcus multilocularis oder Echinococcus granulosus kommt es beim Menschen zu einer alveolären bzw. zystischen Echinokokkose mit Zystenbildung in der Leber und/oder anderen Organen, was besonders im Fall einer E.-multilocularis-Infektion sogar tödliche Folgen haben kann. Die Infektion des Menschen findet über die orale Aufnahme von Wurmeiern statt. Hauptquelle für die Kontamination der Umgebung mit Wurmeiern ist der Fuchs, möglich ist aber auch ein Infektionsweg mit Wurmeiern, die infizierte Hunde im Fell tragen oder mit dem Kot ausscheiden. Menschen mit Kontakt zu Hunden und Katzen sollten über die Gefahren dieser Zoonosen aufgeklärt werden und wissen, dass bei bestimmten Personen erhöhte Infektionsrisiken bestehen, z. B. bei Personen mit spezifischer verhaltensbedingter (z. B. Säuglinge, Kleinkinder, behinderte Menschen) oder berufsbedingter (z. B. tiermedizinische Fachangestellte, Tierpfleger, Förster) Exposition.
Wichtige präventive Maßnahmen zum Schutz vor Zoonosen sind:
- persönliche Hygiene (z. B. Händewaschen, Gartenarbeit mit Handschuhen)
- kein Verzehr von rohem, ungewaschenem Gemüse, Früchten oder Pilzen
- tierärztlich verordnete Maßnahmen wie regelmäßige angemessene anthelminthische Behandlungen von Hund und Katze und/oder regelmäßige parasitologische Untersuchungen
- konsequentes unschädliches Beseitigen von Hunde- und Katzenkot sowie unter Umständen weitere Maßnahmen gegen eine Umweltkontamination mit Wurmstadien
- Vermeiden einer Exposition, insbesondere von Kindern, in mit Wurmstadien kontaminierten Umgebungen (z. B. Meidung von Hundewiesen, kotkontaminierten Gärten oder Spielplätzen bzw. Sandkästen).
Informationen zu Zoonosen und geeigneten Maßnahmen zur Prävention sollten für Tierhalter in der tierärztlichen Praxis leicht zugänglich gemacht werden.
14. Schulung von Praxisteam, Tierbesitzer und Öffentlichkeit
Empfehlungen und Informationen zur Bekämpfung von Würmern sollten verständlich und einheitlich kommuniziert und umgesetzt werden. Mit Hilfe von Informationsmaterialien und über verschiedene Medien sollte nicht nur bei Personen, die im (tier)medizinischen Bereich tätig sind, sondern auch bei Tierhaltern und in der Allgemeinheit Aufmerksamkeit und Sensibilität für parasitäre Infektionen und das Risiko von Zoonosen, einschließlich klinischer Manifestationen beim Menschen, insbesondere bei Kindern, gefördert werden. Eine enge Zusammenarbeit zwischen Verbänden, Tierärzten und Ärzten sollte initiiert und gefördert werden, die Vorteile einer solchen Zusammenarbeit bei der Bekämpfung von Zoonosen gilt es herauszustellen.
Tierhalter sollten über potenzielle Gesundheitsrisiken durch Parasiten informiert werden, ohne dass diese dramatisiert werden. Wege der Vermeidung möglicher Risiken müssen aufgezeigt und konsequent umgesetzt werden. Dies gilt nicht nur für die Risiken, denen die eigenen Tiere ausgesetzt sind, sondern auch für die von Familienmitgliedern und anderen Menschen, die innerhalb des Aktionsradius dieser Tiere leben. Seriöse Informationsmaterialien und Internetseiten sind dabei wertvolle Hilfsmittel. Der Nutzen sinnvoll geplanter Entwurmungen und die Notwendigkeit von „Gesundheits-Checks für Kleintiere“ sollten der allgemeinen Öffentlichkeit bekannt gemacht und in Erinnerung gerufen werden (z. B. durch eindeutige farbige Plaketten [„TÜV“-Plaketten] für jedes Kalenderjahr). Eine verantwortungsvolle Hunde- und Katzenhaltung kann letztlich in entscheidendem Maße dazu beitragen, die Akzeptanz von Hunden und Katzen als Begleiter des Menschen nachhaltig zu fördern. Zusätzliche Informationen und Quellenmaterial stehen zur Verfügung auf der Website: www.esccap.de
Tabelle 1A: Charakteristika wichtiger Würmer bei Hunden in Europa: Intestinale Rundwürmer (Nematoden)
Tabelle 1C: Charakteristika wichtiger Würmer bei Hunden in Europa: Extraintestinale Rundwürmer (Nematoden)
Tabelle 2: Risikofaktoren für wichtige Würmer bei Hunden in Europa
Einige Hunde haben ein höheres Risiko einer Wurminfektion als andere, obwohl der Unterschied selten absolut ist. Die folgende Tabelle beleuchtet Faktoren, die die Wahrscheinlichkeit erhöhen, dass Hunde von spezifischen Parasiten befallen werden. Die Tabelle basiert auf aktuellen Erkenntnissen, sie ist aber kein Ergebnis einer formalen Risikobewertung. Dunkelrote Felder zeigen ein erhöhtes Risiko an.
Tabelle 3: Charakteristika wichtiger Würmer bei Katzen in Europa: Intestinale Rundwürmer (Nematoden) und Bandwürmer (Zestoden)
Tabelle 4: Risikofaktoren für wichtige Würmer bei Katzen in Europa
Einige Katzen haben ein höheres Risiko einer Wurminfektion als andere, obwohl der Unterschied selten absolut ist. Die folgende Tabelle beleuchtet Faktoren, die die Wahrscheinlichkeit erhöhen, dass Katzen von spezifischen Parasiten befallen werden. Die Tabelle basiert auf aktuellen Erkenntnissen, sie ist aber kein Ergebnis einer formalen Risikobewertung. Dunkelrote Felder zeigen ein erhöhtes Risiko an.
Stand: Juli 2014
Hundewelpen können sich bereits im Mutterleib und später in großem Maße über die Muttermilch mit Spulwürmern anstecken. Sie werden also bereits infiziert geboren und haben direkt nach der Geburt über die Muttermilch ein enormes Ansteckungsrisiko. Werden Welpen nicht entsprechend behandelt, kann es zu einer sehr starken Verwurmung kommen, die nicht nur Immunsystem und Entwicklung des Welpen stark schwächen, sondern auch zu konkreten Problemen im Verdauungstrakt führen können, die tierärztlich behandelt werden müssen. Im schlimmsten Fall kann es sogar zum Tod der Welpen kommen. Es ist daher unerlässlich, dass Welpen ab der zweiten Lebenswoche mit wirksamen Tierarzneimitteln gezielt behandelt werden. „Alternative“ Präparate auf pflanzlicher Basis sind nicht empfohlen. Ihre Anwendung ist unverantwortlich.
Konkret sieht der Behandlungsplan für Welpen folgendermaßen aus: Hundewelpen sollten im Alter von zwei Wochen das erste Mal gegen Spulwürmer behandelt werden. Anschließend wird die Behandlung in zweiwöchigen Abständen bis zwei Wochen nach Aufnahme der letzten Muttermilch wiederholt. Die säugende Hündin muss gleichzeitig mit der ersten Behandlung ihrer Jungen behandelt werden. Für die Behandlung trächtiger Hündinnen mit dem Ziel, eine Wurminfektion der Welpen im Mutterleib zu verhindern, gibt es in Deutschland keine zugelassenen Präparate. Ein Schutz der Welpen konnte jedoch nachgewiesen werden mit z. B. der zweimaligen Anwendung bestimmter Wurmkuren um den 40. und 55. Trächtigkeitstag bzw. der täglichen Anwendung anderer ausgewählter Wurmkuren ab dem 40. Trächtigkeitstag. Fragen Sie Ihre Tierärztin oder Ihren Tierarzt danach.
Diese Informationen finden Sie auch zum Herunterladen und Ausdrucken in der folgenden ESCCAP-TierhalterInnen-Information: Empfehlung zur Entwurmung von trächtigen und säugenden Hündinnen sowie von Hundewelpen
Stand: Juli 2017
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Der Sinn von Kotuntersuchungen und Entwurmungen ist, Hunde und Katzen vor gesundheitlichen Schäden durch einen Wurmbefall zu schützen. Gleichzeitig soll dafür gesorgt werden, dass die Vierbeiner möglichst wenige Wurmeier mit ihrem Kot ausscheiden, an denen sich andere Tiere und auch Menschen anstecken können.
Fakten zur Entwurmung
Mit einer Wurmkur werden alle Würmer im Darm abgetötet, das Tier ist innerhalb von rund 24 Stunden wurmfrei, und es können keine infektiösen Eier mehr ausgeschieden werden. Eine vorbeugende Wirkung hat eine Wurmkur dagegen nicht. Steckt sich das Tier bereits am Tag nach der Wurmkur neu an, so dauert es jedoch je nach Art der Parasiten drei bis fünf Wochen, bis sich neue vollständig entwickelte Würmer im Darm angesiedelt haben und infektiöse Eier mit dem Kot ausgeschieden werden. Das heißt, eine Wurmkur bietet im Hinblick auf „ausgewachsene“ Würmer im Darm und ansteckende Eier im Kot über rund drei bis vier Wochen einen sicheren Schutz.
Fakten zur Kotuntersuchung
Im Rahmen einer Kotuntersuchung wird geprüft, ob der Vierbeiner – in diesem Moment mit diesem Kot – Wurmeier ausscheidet. Seit einiger Zeit können bestimmt Wurminfektionen auch über den Nachweis von diesen stammenden Proteinen im Kot nachgewiesen werden. Werden entsprechend Hinweise auf eine bestehende Wurminfektion gefunden, ist ein Wurmbefall sicher nachgewiesen. Werden keine Eier oder Wurmproteine gefunden, schließt dies einen Wurmbefall jedoch nicht aus. So kann es sein, dass das Tier bereits am Tag nach der Kotuntersuchung einen positiven Untersuchungsbefund erhält. Dies gilt insbesondere für Bandwurminfektionen für deren Nachweis die Kotuntersuchung eine besonders geringe Sensitivität besitzt. Daher gilt: Je häufiger eine Kotuntersuchung vorgenommen wird, desto sicherer ist die Aussage über einen Befall.
Das Fazit
Möchte man sein Tier garantiert „wurmfrei“ haben und sichergehen, dass es keine infektiösen Eier ausscheidet, so sind Kotuntersuchungen als alleinige Maßnahme nicht geeignet. Die einzige Option sind hier Entwurmungen im Abstand von vier Wochen. Dies ist bei den meisten Tieren jedoch nicht notwendig. Empfohlen ist es aber z. B. bei Hunden und Katzen, die im Umfeld immungeschwächter, krankheitsanfälliger Personen leben.
Legt man keinen Wert auf einen „komplett wurmfreien“ Vierbeiner, sondern möchte diesen lediglich vor einem fortgeschrittenen Wurmbefall schützen und die Ausscheidung von Eiern möglichst gering halten, so können hierfür Kotuntersuchungen vorgenommen werden, denen nur eine Wurmkur folgt, wenn Wurmeier nachgewiesen wurden. Hat ein Vierbeiner ein sehr hohes Infektionsrisiko, zum Beispiel wenn er regelmäßig unbeaufsichtigten Auslauf oder viel Kontakt zu Artgenossen hat, und zeigt sich, dass die Kotuntersuchungen ohnehin stets auf einen Wurmbefall hinweisen, so dass eine Wurmkur folgen muss, kann man auch direkt zu einer regelmäßigen Entwurmung übergehen.
Wie häufig Kotuntersuchungen oder Wurmkuren vorgenommen werden sollten, hängt von der Haltung, Ernährung und Nutzung des Vierbeiners ab. Welche Abstände beim eigenen Tier empfohlen sind, können Hunde- und KatzenhalterInnen in einem Online-Test ermitteln.
Stand: März 2022
In einer zweiseitigen Information hat ESCCAP jetzt die wichtigsten Fakten zur Bekämpfung von Spulwürmern bei Welpen, trächtigen und säugenden Hündinnen zusammengefasst.
Darin gibt ESCCAP nicht nur konkrete Empfehlungen für die sachgerechte Entwurmung von Muttertieren und Welpen, sondern geht gleichzeitig auch auf die Sorge vieler TierhalterInnen zu Nebenwirkungen von Wurmkuren ein und erläutert die Möglichkeiten von Kotuntersuchungen als Alternative zur medikamentösen Behandlung.
Die ESCCAP-TierhalterInnen-Information zur Entwurmung von trächtigen und säugenden Hündinnen und Hundewelpen finden Sie hier: Herunterladen der PDF-Datei
Das Besondere an Bandwürmern ist, dass sich Hunde und Katzen nicht anstecken, indem sie Wurmeier, die andere Tiere mit dem Kot ausscheiden, aufnehmen, sondern eine Übertragung über sogenannte „Zwischenwirte“ stattfindet. So stecken sich Hunde und Katzen z. B. mit bestimmten Bandwürmern an, wenn sie befallene Beutetiere wie Mäuse oder Kaninchen fangen und fressen.
Nun gibt es auch einen Bandwurm, den sogenannten Gurkenkernbandwurm, der den Floh als Zwischenwirt hat. Hat ein Tier Flöhe, und nimmt es diese aus Versehen auf, z. B. durch Belecken der juckenden Stellen oder das „Knacken“ von Flöhen, kann es sich auf diesem Weg mit dem Gurkenkernbandwurm anstecken.
Sinnvoll ist es daher, einem Flohbefall bei Hund und Katze gewissenhaft vorzubeugen und, wenn ein Flohbefall vorliegt, das Tier nicht nur gegen Flöhe, sondern auch gegen Bandwürmer zu behandeln bzw. eine Kotprobe auf einen Bandwurmbefall untersuchen zu lassen.
Manche TierhalterInnen haben die Sorge, dass bei häufiger Nutzung von Wurmkuren die Wirkstoffe mit der Zeit ihren Effekt verlieren und irgendwann nicht mehr helfen (Resistenz). Diese Sorge ist verständlich, aber bisher unbegründet. Denn bei Hunden gab es bisher nur wenige Fälle in Australien, in denen vermutet wurde, dass Hakenwürmer auf einen bestimmten Wirkstoff nicht mehr reagieren oder unempfindlich dagegen wurden.
Anders ist dies bei Schafen und Pferden. Hier gibt es zahlreiche nachgewiesene Fälle solcher Wirkverluste. Dies ist vermutlich darauf zurückzuführen, dass in Schafbetrieben und Pferdeställen eine große Gruppe permanent zusammenlebender Tiere in hoher Frequenz mit dem gleichen Wirkstoff behandelt wird. Die dort im Betrieb lebende „Wurmfamilie“ bekommt somit die Gelegenheit, sich über Generationen hinweg auf Dauer zunehmend gegen diesen Wirkstoff zu wappnen. Bei Hunden und Katzen, die in einem normalen Haushalt leben, sind diese Voraussetzungen aber nicht gegeben. Sie werden einzeln zu unterschiedlichen Zeitpunkten und mit einer Vielzahl unterschiedlicher Wirkstoffe behandelt. Darüber hinaus kommen sie auf ihren Spaziergängen und Ausflügen mal hier, mal dort mit immer wieder neuen „Wurmpopulationen“ in Kontakt. Die Gefahr, dass sich Resistenzen ausbilden, ist daher sehr viel geringer.
Ein Sonderfall sind größere Hunde- und Katzenbestände wie Tierheime, Zwinger, große Zuchten oder ähnlich intensive Haltungsformen. Zwar gibt es auch hier keine dokumentierten Fälle eines Wirkverlusts, aber aus der Erfahrung der Großtierhaltung heraus empfiehlt es sich, die Anwendung von Wurmkuren in solchen größeren Hunde- und Katzenbeständen sorgfältig zu planen, die Wirkstoffe zu wechseln und Entwurmungen durch Kotuntersuchungen zu begleiten, um die anhaltende Wirksamkeit der Wirkstoffe sicher zu stellen.
Die Vorstellung, dass sich das eigene Tier bei Spaziergängen oder Streifzügen im Freien am Kot anderer Tiere mit Würmern ansteckt, ist ärgerlich und unappetitlich. Zumal unsichtbare Wurmeier in dem Kot nicht nur für andere Tiere, sondern auch für den Menschen ansteckend sein können.
Nach dem Motto „Was Du nicht willst, das man Dir tu’, das füg auch keinem anderen zu“ sollten TierhalterInnen daher gewissenhaft dafür Sorge tragen, dass ihr Tier so wenig Wurmeier wie möglich in der Umwelt hinterlässt.
Entscheidend ist dabei – neben der regelmäßigen Kotuntersuchung und/oder Entwurmung des eigenen Tieres – die gewissenhafte Beseitigung von Hunde- und Katzenkot. Der Kot sollte beim Spaziergang wie auch im Garten täglich aufgesammelt und in einem verschlossenen Tütchen über den normalen Müll entsorgt werden. Auf keinen Fall darf man ihn in der Toilette hinunterspülen oder auf den Kompost geben.
Wie häufig eine Kotuntersuchung oder Entwurmung bei einem Tier vorgenommen werden sollte, hängt von den individuellen Lebensbedingungen ab, z. B. der Art des Auslaufs und dem Kontakt zu anderen Tieren. Hier können Sie anhand weniger Fragen die für Ihr Tier empfohlenen Abstände für Kotuntersuchungen oder Entwurmungen individuell ermitteln.
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Die gesundheitliche Beeinträchtigung von Hunden und Katzen durch Wurmbefall wird vielfach unterschätzt. Wie stark Organismus und Immunsystem beansprucht werden, zeigt zum Beispiel, dass es bei einem Spulwurmbefall nicht selten zu einer Veränderung im Blutbild kommt. Weiße Blutkörperchen, die der Immunabwehr dienen, treten dann vermehrt auf. Auch leberspezifische Enzyme können erhöht sein. Trotz dieser Fakten wird der Bekämpfung von Würmern oft wenig Aufmerksamkeit gewidmet. Dabei ist die Umsetzung einer effektiven Wurmkontrolle bei Hund und Katze mit relativ wenig Aufwand möglich. Sie möchten wissen, wie groß das Risiko Ihres Tieres ist, sich mit Würmern anzustecken, und wie Sie Ihr Tier individuell vor den Folgen eines Wurmbefalls schützen können? Dann machen Sie hier den Test.
Für bestimmte Hunde und Katzen empfiehlt ESCCAP eine monatliche Entwurmung. Immer wieder fragen TierhalterInnen bei ESCCAP an, worauf sich diese Empfehlung stützt. Hierzu folgende Hintergründe:
1. Eine monatliche Entwurmung bzw. Kotuntersuchung wird ausdrücklich nur für Tiere mit hohem Infektionsrisiko empfohlen, d. h. bei Tieren, die z. B. freien Auslauf ohne Aufsicht haben, den Kot von Artgenossen, Beutetiere bzw. Aas fressen oder als Jagdhund geführt werden. Diese Empfehlung basiert auf wissenschaftlichen Fakten: Sehr hohes Ansteckungsrisiko kombiniert mit einem Entwicklungszyklus der relevanten Würmer in Hund oder Katze von rund vier Wochen. Das monatliche Vorgehen ist daher aus rein wissenschaftlicher Sicht richtig, wenn im Alltag auch nicht immer durchzusetzen oder erwünscht.
2. Ist das Infektionsrisiko eines Tieres geringer, helfen auch weniger häufige Maßnahmen, um Tiere und Menschen weitgehend zu schützen und eine Kontamination der Umwelt mit infektiösen Wurmeiern eindämmen zu können. Welchen Spielraum man hier nutzt, ist eine individuelle Entscheidung. Studien haben aber gezeigt, dass vier Maßnahmen pro Jahr nicht unterschritten werden sollten.
3. Sind Wurmkuren nicht gewünscht, können selbstverständlich alternativ auch Kotuntersuchungen vorgenommen werden. Diese müssen dann aber ebenso häufig und regelmäßig durchgeführt werden, um einen Wurmbefall so schnell wie möglich erkennen und behandeln zu können. Die Kosten sind vergleichbar. Es geht also nicht darum, „Wurmkuren anzuwenden“, sondern Maßnahmen zu treffen, die Tier und Mensch sinnvoll schützen.
4. Unverzichtbar ist eine monatliche Entwurmung dann, wenn Sie eine Garantie dafür haben möchten, dass Ihr Tier „wurmfrei“ ist und keine für den Menschen ansteckenden Wurmstadien ausscheidet. Auch bei Therapiehunden oder Tieren, die z. B. im Umfeld immunsupprimierter Personen gehalten werden, sind monatliche Maßnahmen zu empfehlen.
Die ESCCAP-Empfehlungen sind also nicht als Vorschrift zu verstehen, sondern als sachliche Information zur Orientierung für die Praxis. Und sollte ein Fall nicht „ins Schema“ passen, so stehen wir hier gern mit individuellem Rat zur Seite, denn letztlich lässt sich für jeden Fall eine passende Lösung finden.
Wie häufig Kotuntersuchungen oder Wurmkuren vorgenommen werden sollten, hängt von der Haltung, Ernährung und Nutzung des Vierbeiners ab. Welche Abstände beim eigenen Tier empfohlen sind, können Hunde- und KatzenhalterInnen in einem Online-Test ermitteln.
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