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Pferde können von verschiedenen Parasiten des Verdauungstrakts betroffen sein. Dazu zählen beispielsweise Bandwürmer, Spulwürmer und große sowie kleine Strongyliden. Je nach Gesundheitszustand des Pferdes und der Parasitenart kann ein Befall für das Pferd mit erheblichen gesundheitlichen Problemen verbunden sein. Hier erfahren Sie, wie sich ein Wurmbefall bei Ihrem Pferd äußern kann.
Kleine Strongyliden, auch als sogenannte Cyathostominen oder auch nicht-migrierende Strongyliden bezeichnet, kommen in ganz Europa vor. Pferde infizieren sich mit ihnen überwiegend auf der Weide, indem sie diese als mikroskopisch kleine Larvenstadien beim Fressen aufnehmen. Eine Ansteckung ist ebenfalls in Ställen möglich, auch wenn diese deutlich seltener vorkommt.
Ein starker Befall mit kleinen Strongyliden kann sich beim Pferd durch folgende Symptome äußern und betrifft vor allem Pferde in einem Alter von bis zu sechs Jahren:
Schwere Krankheitsverläufe bei einer bestimmten Ausprägungsform (der sogenannten larvalen Cyathostominose) können zudem tödlich enden.
Im Rahmen einer zielgerichteten Behandlung gegen die Parasiten (zum Beispiel mit den Wirkstoffen Ivermectin oder Moxidectin, Pyrantel oder Fenbendazol) aber auch durch weidehgygienische Maßnahmen wird versucht, starke Infektionen und auch der oft schwer verlaudenen larvalen Cyathostominose vorzubeugen. Sollte diese entstehen, erhält das Pferd je nach Beschwerden zudem Medikamente gegen den Durchfall und/oder die Schleimhautentzündungen. Hat das Pferd durch den Durchfall viel Flüssigkeit verloren, ist darüber hinaus gegebenenfalls eine Flüssigkeitsbehandlung notwendig.
Große Strongyliden, auch migrierende Strongyliden genannt, leben im Dickdarm befallener Pferde. Die Larven durchlaufen im Rahmen ihrer Entwicklung eine ausgedehnte Wanderung durch bestimmte Blutgefäße und Organe. Dabei rufen sie Schäden hervor, die beim Pferd zu ausgeprägten Symptomen führen können.
So kommt es durch Strongyliden-Larven der Art Strongylus vulgaris in Blutgefäßen möglicherweise zu Blutgerinnseln und im Darm zu Durchblutungsstörungen (Darminfarkt). Je nachdem, mit wie vielen Parasiten das Pferd befallen ist, können die Beschwerden geringgradig sein und sich durch:
Bei starken Infektionsintensitäten und vor allem bei Jungtieren kann es zu umfangreichen Durchblutungsstörungen und in deren Folge zu einem lebensgefährlichen Absterben des Darmgewebes kommen.
Ausgewachsene Strongyliden ernähren sich im Dickdarm von Schleimhautpfropfen. Dabei verursachen sie Schleimhautschäden, die zu geringgradigem Blutverlust führen können.
Spulwürmer kommen überwiegend bei Fohlen und jungen Pferden vor und erreichen eine Größe von bis zu 50 cm. Damit gehören sie zu den größten Würmern, die den Darm von Pferden besiedeln können.
Pferde infizieren sich durch die Aufnahme von in mikroskopisch kleinen Eiern der Spulwürmer enthaltende Spulwurmlarven. Diese Larven befreien sich nach Passage des Magens aus den Eiern und dringen zunächst in die Dünndarmschleimhaut ein. Anschließend wandern auch Larven der Spulwürmer durch den Körper des Pferdes und suchen sich über die Blutbahn einen Weg zu Leber, Herz und Lunge. Feine Flimmerhärchen transportieren sie anschließend aus der Lunge zu Kehlkopf und Rachen. Durch Abschlucken gelangen sie schließlich in den Pferdedarm.
Häufig weisen betroffene Pferde jedoch keinerlei Krankheitsanzeichen auf. Gelegentlich treten Symptome auf, die während der Larvenwanderung durch die Lunge entstehen. Zu diesen Symptomen zählen Husten und eine verringerte Gewichtszunahme bei jungen Pferden. Eine Wanderung durch die Leber scheint hingegen keine erkennbaren Beschwerden zu verursachen.
Haben die Parasiten den Darm des Pferdes erreicht, kann sich dies durch:
Kommt es zu hochgradigen Infektionen, treten möglicherweise schwere Koliken sowie Darmverschlüsse, Darmeinstülpungen oder auch Darmdurchbrüche und eine unmittelbar folgende Bauchfellentzündung auf.
Gut zu wissen: Gegenwärtig ist in Deutschland der Befall von Pferden mit Spulwürmern meistens nicht sehr stark. Aus diesem Grund verlaufen die Infektionen bei Fohlen und jungen Pferden oft ohne merkliche Beschwerden.
Ein Befall mit Bandwürmern lässt sich vornehmlich in der zweiten Hälfte der Weidesaison und insbesondere auf der Weide beobachten. Hier kommt es zur Ansteckung, wenn das Pferd beim Fressen Moosmilben aufnimmt, welche Bandwürmer in sich tragen. In Europa sind vor allem zwei Bandwurm-Arten von Bedeutung: Anoplocephala perfoliata und Anoplocephala magna. Dabei tritt A. perfoliata erheblich häufiger auf als A. magna.
Je nachdem, mit welcher Bandwurmart sich das Pferd angesteckt hat, können die Beschwerden variieren. Hochgradige Infektionen mit A. perfoliata führen möglicherweise zu Koliksymptomen. Hat sich das Pferd hingegen mit A. magna infiziert, verläuft der Befall häufig unbemerkt.
Pferde können außerdem mit den Larven der Dasselfliegen befallen sein. Zur Ansteckung kommt es, nachdem Fliegenweibchen ihre gelbliche und mit dem bloßen Auge sichtbaren Eier auf dem Fell des Pferdes oder auf Pflanzen abgelegt haben und dieses die Eier aufnimmt. Die geschlüpften Fliegenlarven gelangen durch Ablecken oder mit dem Futter ins Maul und wandern zunächst durch die Maulhöhle sowie den Rachenbereich des Pferdes und verursachen dort Schleimhautschäden sowie Verletzungen in Zunge, Zahnfleisch und Gaumen. Die dadurch verursachten Schmerzen führen beim Pferd zu Schluckbeschwerden und einer geringeren Futteraufnahme.
Je nachdem, um welche Fliegenart es sich handelt, heften sich die Larven im Laufe ihrer Entwicklung an die Schleimhaut des Magens oder des Darms. Indem sie das Gewebe schädigen, können sie so zur Entstehung von Magen- oder Darmgeschwüren sowie zu chronischen Magenschleimhautentzündungen führen. Allerdings werden Krankheitserscheinungen grundsätzlich erst bei starkem Befall (mindestens 100 Larven pro Tier) beobachtet.
Es kommt dabei zu:
Dasselfliegen sind nicht das ganze Jahr über aktiv. In Südeuropa kann man sie beispielsweise bereits im Frühling beziehungsweise Frühsommer antreffen, während sie in gemäßigten Regionen eher im Spätsommer aktiv sind.
Zwergfadenwürmer leben im Dünndarm befallener Pferde. Infektionen werden vor allem bei Fohlen bis zu sechs Monaten beobachtet. Fohlen nehmen die Parasiten als Larven zum Beispiel mit der Muttermilch auf. Im höheren Alter erfolgt die Übertragung zum Beispiel durch Aufnahme von Larven aus der Umwelt.
Die Larven können jedoch auch die Haut der Pferde durchbohren und so zu einem Befall führen. In solch einem Fall kann eine lokale Hautentzündung entstehen und die Würmer gelangen selten in den Verdauungstrakt, wo sie sich zum erwachsenen Stadium entwickeln. Sie siedeln sich stattdessen in verschiedenen Geweben an, wo sie über längere Zeit als Larven lebensfähig bleiben.
Durch hormonelle Veränderungen während der Trächtigkeit und Säugeperiode beispielsweise werden diese Larven im Körper von Stuten aktiviert und wandern dann Richtung Euter, wo sie in die Milch übergehen. Hat das Fohlen mit der Muttermilch den Parasiten aufgenommen, siedelt sich dieser sofort in dessen Dünndarm an.
Bei Pferden, die den Parasiten aus der Umwelt aufnehmen, vollzieht dieser hingegen eine Wanderung durch den Körper, bevor er sich im Dünndarm ansiedelt. Dies sorgt gegebenenfalls für Darmentzündungen und Durchfall. Grundsätzlich führt die Infektion aber meistens nicht zu deutlichen Krankheitserscheinungen.
Betroffene Fohlen können bei sehr starken Infektionen lethargisch werden und abmagern. In Beständen, in denen Pferde regelmäßig entwurmt werden, verlaufen die meisten Ansteckungen aber scheinbar ohne merkliche Beschwerden.
Neben den genannten Wurmarten können Pferde von weiteren Parasiten befallen werden, die verschiedene Abschnitte des Verdauungstrakts besiedeln. Beispiele hierfür sind der Pfriemenschwanz, Lungenwürmer oder der Leberegel beim Pferd.
Pfriemenschwänze
Pfriemenschwänze kommen in Europa häufig vor, allerdings führen sie meistens nur bei einer geringen Anzahl der Pferde zu Beschwerden. Dabei handelt es sich vor allem um einen starken Juckreiz im Analbereich. Hier legen die weiblichen Parasiten ihre Eier in einer klebrigen Flüssigkeit ab. Beim Eintrocknen dieser Flüssigkeit entsteht der starke Juckreiz, der dazu führen kann, dass betroffene Pferde ihre Schweifrübe an Gegenständen scheuern. Dies führt gegebenenfalls zu haarlosen Stellen am Schweif.
Großer Leberegel
Ein Befall mit dem großen Leberegel lässt sich bei Pferden nur selten beobachten. Häufig kommt es zu Infektionen ohne erkennbare Beschwerden, weswegen ein Befall oft lange Zeit unentdeckt bleibt. Die Diagnosestellung des Leberegelbefalls ist schwierig, da es bei Pferden meistens nicht wie bei anderen Tierarten zur Ausscheidung von Leberegeleiern kommt. Blutuntersuchungen können über die Feststellung von Leberschäden Hinweise und Anlass für eine Leberegelbehandlung geben.
Lungenwurm
Eine Lungenwurminfektion ist bei Pferden äußerst selten. Dabei handelt es sich nämlich tatsächlich um den Lungenwurm der Esel, so dass eine gemeinsame oder vorhergehende Beweidung mit Eseln stattgefunden haben muss. Kommt es doch zu einer Infektion, sind vor allem Fohlen und Jährlinge davon betroffen. Typisches Symptom einer Lungenwurminfektion ist andauernder (chronischer) Husten. Weitere mögliche Symptome sind zum Beispiel:
Um Gesundheitsschäden durch Würmer beim Pferd vorzubeugen, sind die Einhaltung geeigneter Hygienemaßnahmen sowie regelmäßig durchgeführte Entwurmungen (Wurmkuren) beziehungsweise Kotuntersuchungen beim Pferd von großer Bedeutung. Wie oft man Pferde gegen welche Parasiten entwurmen sollte, erfahren Sie von Ihrer Tierärztin oder Ihrem Tierarzt. Weitere Informationen finden Sie ebenso in der ESCCAP-Empfehlung Nr. 8: „Empfehlungen zur Behandlung und Kontrolle gastrointestinaler Parasiten bei Pferden und anderen Equiden“.
Stand: Juni 2023
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